Der Gründervater

I. Die ersten Jahre im Beberich 1994 – 1999

Mit Kurt Reimelt und seiner Hartnäckigkeit fing alles an. Er und seine Frau: begeisterte Südfrankreich-Urlauber und passionierte Boule-Spieler. Aber Boule nur im Urlaub? – ein bisschen wenig. Oder auf der kleinen Boulebahn des Nachbarn Stefan Kaiser? – nicht genug. Gerade das Spiel mit immer neuen Partnern gegen immer neue Gegner war ja das reizvolle des Boule-Spiels in Frankreich gewesen. Ein kleiner Verein mit Boulespielern, die sich regelmäßig treffen, – das wär’s. Die Strategie ging in zwei Richtungen: erstens einen Dachverein finden, der über ein geeignetes Gelände verfügt und der bereit wäre, eine Abteilung mit dieser exotischen Sportart aufzumachen; zum zweiten Mitglieder finden. Verwandte, Nachbarn und Freunde wurden systematisch mit dem Boule-Virus infiziert, bis sie bereit waren, einem Verein beizutreten (und natürlich Mitgliedsbeiträge zu bezahlen) und regelmäßig Boule zuspielen. Auch ein Verein wurde gefunden: obwohl beim Concordia Viersen niemand diese Sportart kannte, war man bereit, das Experiment mit einer neuen Abteilung anzugehen. Schließlich gab es in dem ursprünglichen Fußballclub auch schon andere Abteilungen mit Randsportarten (Schach, Karate, Damentischtennis und Gymnastik), nun also auch Boule bei Concordia. Die erste Bouleabteilung umfasste immerhin zehn Mitglieder (inklusive einiger Familienangehöriger, deren Namen zur personellen Auffüllung beitrugen), die sich das erste Mal am 25.11.1994 trafen, und zwar auf der Laufbahn des Sportplatzes an der Weiherstraße, gerade da, wo heute unser Boule-Pavillon steht.

Doppelter Blick in die Zukunft

Dass auch die Presse damals noch nicht viel über Boule wusste, zeigt die erste Ankündigung in der RP: „Unter der Leitung von Kurt Reimelt wird ab Freitag, 25. November, 18 Uhr, in der Sporthalle Beberich gespielt.“ Aus heutiger Sicht könnte man sagen: Hat der Schreiber vielleicht die Zukunft vorweg genommen und schon eine Nutzung als Boule-Halle vor seinem geistigen Auge gesehen?

Ein größerer Artikel erschien an diesem „boule-historischen“ Tag in der WZ. Bemerkenswert auch hier der Blick in die Zukunft, formuliert von Kurts Frau Waltraud „Fernziel sei, dass vielleicht auch mal Turniere hier in Viersen stattfinden.“ Das hat jedenfalls gut geklappt! (

Zum 1. Fototermin war Kurt Reimelt verhindert. Dafür hatte er seine Töchter, seine Schwägerin und zwei Nachbarn rekrutiert. (Eigentlich war alles nur ein Fake, denn niemand hatte Lust im feuchten November unter Flutlicht zu spielen.)

(WZ 11.5.1995)

Eigener Bouleplatz

Immerhin wuchs die Bouleabteilung auch dank der Presseberichte bis zum Jahr 1996 auf 13 Mitglieder, jetzt tatsächlich allesamt Aktive. Inzwischen hatte man die ehemalige Kugelstoßanlage mit Hilfe des Vereins, der Stadt Viersen und der eigenen Muskelkraft in einen kleinen, aber feinen Bouleplatz verwandelt. Gespielt wurde von April – Oktober mittwochs von 18 – 20.30 Uhr und von November – März sonntags von 11.30 – 13.30 Uhr (Leo allerdings nur bis 13 Uhr, dann gab es zuhause Mittagessen).

Die Presse berichtete – so gut sie es konnte – über die neue Anlage. Manchmal muss es eben weh tun:

Die Liga ruft

1996 gab es auch das erste Logo …

… und eine zukunftsweisende Entscheidung. Im Jahresbericht der Boule-Abteilung für das Jahr 1996 vermerkt Kurt Reimelt: „Für 1997 ist die Teilnahme einer Mannschaft bei der Niederrheinliga-Nord vorgesehen. Hierzu meldeten 8 Spieler und 1 Spielerin die Mitgliedschaft und eine Spielerlizenz beim Deutschen Pétanqueverband an.“

Von 1997 an wurde also nicht nur gesellig, sondern auch sportlich ambitioniert in Viersen Boule gespielt, – obwohl die Ligaspiele damals einen weitaus geselligeren Charakter hatten:

Gespielt wurde mittwochs abends und zwar in direkten Begegnungen in Hin- und Rückspielen. Eine Begegnung bestand aus drei Runden, jeweils ein Triplette, ein Doublette und ein Tête-à-tête. Das Besondere war, dass jeder Spieler in jeder Runde ein anderes Spiel bestreiten musste. Ein Tête-Spezialist durfte also nur ein Tête am Abend spielen und ein unschlagbares Doublette durfte nur ein Spiel zusammen absolvieren. Eine Bewirtung vom gastgebenden Verein war selbstverständlich und es gab spannende, wunderbare, lange Abende. (

Das erste Bilanz fiel bescheiden aus: „Von den insgesamt zehn Spielen konnte die Mannschaft vier für sich entscheiden. Mit einem Gesamtpunktestand von 818 Punkten (erreichbar 1170) belegte sie den 4. Platz …“ , womit Kurt im Jahresbericht der Abteilung elegant umschrieben hat, dass wir 1997 bei sechs Mannschaften vorvorletzter in unserer Liga waren.

Boule im Verborgenen

Dieses Schreiben vom Oktober 1998 macht das Hauptproblem des damaligen Bouleplatzes deutlich:

Das Schild hängt übrigens heute noch, überwuchert von den Kletterpflanzen. Doch viele Menschen hat es auch vorher nicht zum Bouleplatz im Beberich gelockt.

Das zeigt auch das Mitgliederverzeichnis von 1998: eine sehr kleine, aber verschworene Gruppe. Die Sommerfeste und vor allem die „Neujahrsempfänge“ in Leos Bude waren schon damals legendär.

Mitgliederverzeichnis von 1998

1. Roland Firfas

2. Thomas Geißler

3. Rainer Horn

4. Norbert Jansen

5. Angelika Jünger

6. Stefan Kaiser

7. Hans-Werner Kerpers

8. Leo Langen

9. Marion Lawrenz

10. Kurt Reimelt

11. Gunnar Schirrmacher

Zwar es gab es noch im April 1999 das erste Boule-Turnier in Viersen, und zwar auf unserem heutigen Platz:

(1. Turnier)

(RP 27.4.1999)

Gute Resonanz, gute Presse, die Boule-Abteilung blühte, allerdings sehr im Verborgenen.

So war die Einweihung der neuen Anlage im Casinogarten mitten im Herzen Viersens im August 1999 für das Viersener Boule ein Quantensprung.

Fortsetzung folgt ……